LISSABON!
Fantastischer Fisch, süße Törtchen, majestätische Burgen, imposante Kirchen, romantische Sonnenuntergänge und Straßenkunst: Lissabon ist gerade genau der richtige Ort um der winterlichen Tristesse Nord-Europas zu entkommen. Auch jetzt im November steigen die Temperaturen auf bis zu 20° und notfalls wärmen Fado Gesänge einem das Herz oder ein Ginjinha oder Medronho Schnaps den Magen. Glücklicherweise hatten wir noch einen Gutschein für ein Wochenende im fantastischen “Palácio Belmonte“, mehr eine kleine Residenz als ein Hotel. Also ab nach Lissabon! Glücklicherweise gibt es oft günstige Direktflüge mit der portugiesischen TAP, mit Lufthansa oder ihrem Billigableger Eurowings (Good News für meine Eltern: bei allen drei gibt es Miles & More). Nach drei Stunden und zehn Minuten Flugzeit gibt es ein Temperatur-Upgrade von mindestens 15 Grad.
Übernachten wie ein Fürst
Unsere Herberge liegt im Herzen der historischen Altstadt, genauer gesagt: ist ein Teil davon. Der Palácio Belmonte wurde 1449 erbaut, liegt direkt unterhalb der Burg und überblickt von seinen zahlreichen Terrassen die Dächer der Altstadt und den Rio Tajo. Netterweise bekommen wir ein “kleines” Upgrade und dürfen uns über das Wochenende in der größten Suite einnisten (Der “Palácio” besteht aus zehn Suiten sowie einem kleinen Appartement).
Über Geld zu reden wäre hier zu profan, ich empfehle dazu einen Blick auf deren Homepage und anschließend auf das eigene Konto. Bei einer wohltätigen Tombala des Münchner Presse Tennisclubs spielte uns Fortuna einen Gutschein für eine Wochenendübernachtung zu. Jedenfalls dürfen wir uns jetzt in der “Amadeo de Souza Cardoso Terrace” Suite auf über 120 m² breit machen und schon mal unser Frühstück auf unserem Balkon vormerken. Natürlich mit unverbautem Blick auf das Kloster São Vicente de Fora wo der portugisische Königsadel seine letzte Ruhe findet.
Übersetzt heißt das Kloster Sankt Vinzenz ausserhalb der Mauern – früher gehörte das Viertel zur Vorstadt. Neben den Geistern der Vergangenheit beherrbergt das Kloster jeden Dienstag und Samstag noch einen großartigen Flohmarkt: Feira da Ladra. Der Trödelmarkt hoch oben im Stadtteil Graça bietet eine sagenhafte Vielfalt und allerlei Dinge, die man mal mehr oder auch mal weniger gebrauchen kann. Fun Fact: Feira da Ladra heißt auf gut Deutsch Flohmarkt der Diebin. Man erzählt sich, dass der Trödelmarkt einst ein beliebter Treffpunkt für Touristen war, die ihre gestohlenen Kameras zurückkaufen wollten. Auch wenn man in Portugal die nötige Vorsichtig walten lassen muss: Weder gibt es auf dem Flohmarkt massenweise Fotoapparate oder Handys zu kaufen noch streunern organisierten Diebesbanden durch die Stadt. Übrigens ist handeln nicht so unbedingt angesagt. Die Portugiesen empfinden die Preisfeilscherei eher als beleidigend. Schließlich bekommt man die Ware hier ja schon extrem günstig.
Aber zurück zu unserem Palast: Wir sind umringt von kunstvollen “azulejo” Kacheln, einem Marmorbad und Toilette mit Guckloch auf die Stadt, gemütlichen Liegen auf der Terrasse mit Blick über die Stadt… es fällt uns beinahe schwer das Refugium zu verlassen um Lissabon weiter zu erkunden. Aber das wäre ein Fehler! Auch nach dem dritten Besuch haben wir bislang gerade mal an der Oberfläche dieser vielschichtigen Stadt gekratzt. Zum Glück sind wir in den Besten Händen. Unser Concierge kümmert sich um alle Reservierungen, empfiehlt uns Restaurants (alleine über die fantastische Restaurantszene in Lissabon könnte man Bücher füllen), oder … organisiert uns eine Ausflugsfahrt auf einem Katamaran.
Segeltour auf dem Rio Tajo
Also: Dem Sonnenuntergang entgegen! Es gibt kaum einen schöneren Ausblick auf Lissabon als vom Boot auf dem Rio Tajo aus. Die Altstadt an backbord, die Sonne gerade aus. Von diesem Fluss aus segelten einst die Boote los, um die neue Welt zu erkunden. Daran erinnert auch die Statue Padrao dos Descobrimentos.
Auch die Aussicht auf den Terreiro do Paço ist vom Boot aus interessant: Hier legten einst die Händler und Vertreter aus den Kolonien Afrikas, Amerikas und Asiens an, die mit dem Königshof Geschäfte machen durften. Daher der alte Name “Palastgelände” der von den Einheimischen eher genutzt wird als Praça do Comércio – “Platz des Handels”. Heute steht hier kein Palast mehr und der Handel wird online oder in den Docks weiter die Bucht entlang abgewickelt. Das königliche Uferschloss war ebenso wie weite Teile der Altstadt 1755 durch ein verheerendes Erdbeben erschüttert worden. Zwischen 30.000 und 100.000 Menschen sollen der Naturkatastrophe zum Opfer gefallen sein – unter Trümmern begraben oder von den Brände verschlungen. In der Bucht und im Hafen hatte sich das Wasser zurückgezogen und dabei verlorene Ladung der Schiffe freigelegt. Der Versuch der Bergung war sicher keine gute Idee: Denn das Wasser kam in Form eines Tsunamis zurück und gab der Stadt den Rest. Es geschah am 1. November 1755 und veränderte das Gesicht und die Geschichte Europas nachhaltig. Die kolonialen Bestrebungen des Landes wurden bis auf weiteres eingestellt und Europas Philosophen der Aufklärung diskutierten über das “Theodizeeproblem” , also die Frage, wie ein gütiger Gott das Übel in der Welt zulassen könne: Die katholischste Stadt Europas. An Allerheiligen. Und dann blieb auch noch das damalige Rotlichtviertel die Alfama verschont. Der König selbst entkam der Katastrophe durch einen Zufall: José der I. verbrachte den Morgen auf Wunsch seiner Tochter außerhalb der Stadt im Grünen. Bis zu seinem Lebensende lehnte er es ab danach in vier Wänden zu leben. Statt dessen ließ er eine riesige Zeltstadt bauen die erst nach seinem Tod in den Palácio Nacional da Ajuda umgewandelt wurde.
Aber genug des geschichtlichen Exkurses – Lissabon ist nicht in seiner Vergangenheit stecken geblieben, die Stadt atmet, pulsiert und lebt in allen Ecken und Vierteln. Es gibt unzählige fantastische Restaurants (Feitoria Restaurant & Wine Bar, Gin Lovers & LESS und Taberna Sal Grosso um mal nur drei zu nennen), Shopping in allen Preisklassen, großartige Kunstausstellungen, Museen, Fardo-Musik und so vieles mehr.
Als leidenschaftlicher Fotograf zieht mich Lissabon vor allem für seine unzähligen Ausblickspunkte in seinen Bann. So viele “bella vistas” oder “miradouros” wie sie auf portugisisch genannt werden. Es gibt den Aussichtspunkt Graça, den Miradouro da Senhora do Monte, Santa Luzia, Arco da Rua Augusta oder San Pedro de Alcântara um nur ein paar zu nennen. Und natürlich unsere Terasse im Palácio Belmonte.