Wir machten uns früh auf den Weg, denn vor uns lag eine vierstündige Fahrt von Samarkand nach Hayat in den Nuratau-Bergen. Die Fahrt verlief ziemlich ereignislos. Die Straße ist zu Beginn gut. Die versprenkelten Dörfer auf dem Weg sind unscheinbar und eher funktional und nicht sonderlich hübsch. Die bevorzugte Dacheindeckung besteht aus Sandwichpanelen aus Blech oder Wellblech, die Hauswände sind entweder aus grauen Ytong-Blöcken oder weiß gestrichen. Viele Gebäude machen einen unfertigen Eindruck, als hätte der Besitzer die Arbeit eingestellt, sobald er eingezogen ist.
Wohin wir auch schauten, überall sind jede Menge Neubauten zu sehen. Industrie-, Gewerbe- und Wohngebäude. Wir fuhren auch durch einige kleinere Städte, und wieder fiel uns auf, wie sauber alles hier ist. Kein Müll am Straßenrand, keine herumtreibenden Plastiktüten in der Steppe. Kein Glas oder Dosen, die über die Straßen rollen, wie es in so viel anderen Ländern zu sehen ist. Die Usbeken geben sich wirklich auffallend Mühe ihr Land sauber und ordentlich zu halten.
Die Landschaft die wir durchqueren, ist komplett flach, und während zu Beginn noch einige Felder die Straße säumten, wurde die Landschaft umso trockener und steiniger, je weiter wir nach Norden kamen. Die Landwirtschaft ging von Feldfrüchten auf Viehzucht über.
Herden brauner und schwarzer Schafe und Ziegen, einige Rinder, sehr viel mehr war nicht zu sehen. Je weiter wir uns von den größeren Städten entfernten, desto schlechter wurde die Straße, bis sie fast so schlecht war wie in Simbabwe, mit so vielen Schlaglöchern, dass unser Fahrer ständig ausweichen musste, um die größeren Löcher zu umfahren.
Langsam tauchte links von uns eine Bergkette auf. Die Nurata-Berge sind Usbekistans erster Versuch das Feld des Ökotourismus aufzumachen. Es gibt hier viele Wanderwege mit hübschen Tälern und Gipfeln. Leider fing es bei unserer Ankunft an zu regnen, der Panoramablick hielt sich für uns also in Grenzen. Nach vier Stunden Fahrt hatten wir unser Ziel erreichte: eine kleine Familien Pension in Hyat, einem kleinen Bergdorf mitten in den Bergen.
Wir kamen genau zur Mittagszeit an und bekamen ein einfaches Mittagessen mit frischem Salat und gefüllten Teigtaschen serviert. Eine Gruppe Schweizer Reisender war bereits dort, und kurz nach uns kam eine größere Gruppe Russen an. Die Pension wirkte damit ziemlich belebt. Wir bekamen ein einfaches Zimmer mit zwei Betten zugeteilt, eine grelle, bläulich leuchtende LED-Glühbirne erhellte den Raum. Eine Steckdose suchten wir zunächst vergeblich, entdeckten sie dann aber neben der Tür, versteckt hinter den Handtüchern. Der Handyempfang in den Bergen ist mit unserem Provider Beeline (normalerweise besser als Uztelecom) null, aber zu unserer Überraschung gibt es Internet über WLAN.
Nach dieser langen Fahrt und dem Mittagessen hatten wir das Gefühl, dass wir unsere Beine vertreten müssten, also zogen wir unsere Wanderkleidung und die Regenmäntel über, und folgten einfach dem Weg bergauf zur linken der Pension. Der Weg führte uns vorbei an ein paar Bauernhäusern, bis wir zu einer Aussichtsplattform kamen. Von hier aus war die Aussicht trotz des Regens großartig. Viele grüne Hügel, kleine Bauernhöfe und viele weidende Tiere.
Das Eselgeschrei und das Blöken kleiner Ziegen, die nach ihren Müttern rufen, sind allgegenwärtig. Nach etwa 45 Minuten waren wir zurück in unserer Pension. Nach dieser kleinen Wanderung fühlten wir uns deutlich besser. Ein bisschen Bewegung war nach der langen Fahrt eine Wohltat.
Aufgrund des Wetters und der Tatsache, dass unser Guide Inom erst zum Abendessen wieder zu uns stoßen sollte, beschlossen wir, den restlichen regnerischen Nachmittag mit Schreiben, Lesen und Dösen zu verbringen.
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