Heute war ein weiterer Reisetag. Wir sind relativ spät aufgestanden und ließen es gemütlich angehen. Beim Frühstück verging die Zeit wie im Flug dank lebhafter und lustiger Gespräche mit unseren beiden deutschen Mitreisenden. Sie haben sich über das Internet gefunden, als sie nach Mitreisenden für anspruchsvollere Reiseziele gesucht hatten. Dies war ihre zweite oder dritte Reise zusammen. Für uns war es vor allem auch deswegen unterhaltsam, weil die beiden extrem verschieden waren. Manchmal wirkten die beiden wie ein lange verheiratetes Ehepaar, das sich trotz aller Unterschiede und kleinere Streitereien irgendwie ergänzt und am Ende doch immer wieder zusammenfindet. Später kam die Eigentümerin des Camps vorbei und brachte uns jeweils ein Glas frisch gemolkene Kamelmilch. Da Esther sie noch nie probiert hatte, war sie zunächst skeptisch, aber zu ihrer Überraschung schmeckte die Milch recht mild und ähnelte Kuhmilch mit wenig Fett. Eine weitere Erfahrung für unseren Gaumen.
Wir packten unsere Koffer für den Flug zurück nach Taschkent, was nicht einfach war, da wir einen Liter Wodka für Inom und drei Liter frische Kamelmilch für die Besitzerin des Jurtencamps mitnehmen mussten, für ihre Verwandten in Taschkent. Die Menschen hier helfen sich immer gegenseitig, und so war es für Inom selbstverständlich, ja beinahe verpflichtend ihr diesen Gefallen zu tun. Irgendwie haben wir es geschafft, alles zu verstauen, und hofften nur, dass weder der Wodka noch die Kamelmilch oder der Liter Baumwollsamenöl, den wir gekauft hatten, während des Fluges auslaufen würde.
Wir machten uns gegen Mittag auf den Weg nach Urgench, dem nächstgelegenen Flughafen (auch für Reisen nach Khiwa, wenn man den Zug oder die Straße meiden möchte). Da wir noch etwas Zeit hatten, bevor unser Flug ging, beschlossen wir, am örtlichen Markt von Urgench für einige letzte Einkäufe und ein schnelles Mittagessen anzuhalten. In der Stadt bemerkten wir viele Autos mit kleinen Stücken Papier oder Stoff, die Teile ihrer Nummernschilder bedeckten. Offenbar verwenden Polizeiautos Kameras verwenden, um im Vorbeifahren geparkte Autos aufzunehmen und dann Bußgelder für falsches Parken verhängen. Wenn jedoch die Nummernschilder teilweise verdeckt sind, können die Kameras nicht die vollständige Nummer erfassen, was die Behörden daran hindert, Bußgelder zu verhängen.
Wir lieben lokale Märkte. So viele Gerüche und Eindrücke. Alte, klapprige Einkaufswagen, die durch die Gänge geschoben werden, Säcke mit Gewürzen, die herumstehen, viele verschiedene Süßigkeiten, die uns zum Probieren verführten, und der Viehsektor, der lebende Hühner und Kaninchen verkaufte. Da hatten wir allerdings kein Bedarf – wir kauften lieber verschiedene Teesorten und Gewürze.
Nachdem wir mit dem Einkaufen fertig waren, machten wir uns auf die Suche nach einem Ort, um einen schnellen Happen zu essen.
Immer der Nase nach entdeckten wir frisch gegrilltes Hähnchen, also setzten wir uns in das entsprechende, kleine, aber sehr geschäftiges Restaurant voller Einheimischer.
Wir fielen auf wie bunte Hunde, weil wir die einzigen Ausländer hier waren. Wir verspeisten sechs köstliche Hähnchenspieße und etwas Salat für nur 100.000 Soms (~7,50 EUR) für drei Personen, einschließlich drei Flaschen Cola. Unschlagbar.
Bis zu unserem Flug um 15:30 Uhr von Urgench nach Taschkent blieb uns genug Zeit für unser Mittagsmahl.
Der Flug war unsere erste Gelegenheit, mit Uzbekistan Airways zu fliegen.
Wer denkt, dass Uzbekistan Airways eine ‘never-come-back airline’ ist, mit alten Ilyushin-Flugzeugen, liegt komplett falsch.
Wir bestiegen einen brandneuen, gut ausgestatteten Airbus, komplett mit Bildschirmen und USB-Ladeanschlüssen – viel mehr als Lufthansa (Hallo Herr Spohr?!) auf Inlandsflügen bietet. Außerdem erhält man ein Sandwich und kostenlose Getränke. Uzbekistan Airways haben ausserdem ein sehr unterhaltsames Sicherheitsvideo, das alle touristischen Highlights des Landes zeigt.
Da dies das Ende unserer Reise war, erkannten wir alle Sehenswürdigkeiten wieder, da wir jede einzelne besucht hatten. Lufthansa hat endlich auch ein neues Sicherheitsvideo veröffentlicht – allerdings ist es komplett humorfrei. Passt wohl nicht zum deutschen Image.
Inom bat seine Sitznachbarn, sich ihm für ein schnelles Gebet anzuschließen, und so hoben wir mit Allahs Segen ab, zurück zum Ausgangspunkt unserer Reise, nach Tashkent.
An unserem letzten Abend reservierten wir ein sehr schönes Restaurant und wollten Inom und seine Frau zu unserem Abschiedsessen hier in Usbekistan einladen. Lustigerweise war eine Reisebekantschaft, die wir in Myanmar getroffen hatten, Amish aus Indien, zur gleichen Zeit in der Stadt, und so vereinbarten wir, gemeinsam zu Abend zu essen. Da Amish ein Reisebüro in Indien betreibt und Inom Reisen in Uzbekistan organisiert, weiß man nie, was die Erweiterung seines Netzwerks bringen kann.
Es war ein schöner Abend, und wieder geht ein schöner Urlaub zu Ende. Morgen früh geht unser Flug zurück nach München via Istanbul, und Inom bestand darauf, uns selbst zum Flughafen zu fahren.
Wir hätten uns keinen netteren und besseren Reiseführer als Inom wünschen können. Zusammenfassend war dies ein sehr interessanter Urlaub. Eine gute Mischung aus Natur, Kultur und Aktivitäten sowie dem Besuch verschiedener Städte. Uns haben Samarkand und Taschkent am besten gefallen, da diese Städte eine gute Mischung aus Geschichte und authentischen Alltag bieten.
Khiva und Buchara waren auch großartig, aber nicht so belebt wie die anderen Städte. Damit hatten sie einen eher musealen Charakter. Das Essen war eher – sagen wir mal – herausfordernd. Während einfache Gerichte wie Suppen, Gemüse und Salate durchaus lecker waren, waren die meisten anderen Speisen nicht nach unserem Geschmack, insbesondere solche mit Ziegen- oder Lammfleisch, was letzten Ende auch Hammelfleisch einschließt. Die größte Herausforderung war das Plov, das für den ‘besseren’ Geschmack mit dem Hammelfett des Fettschwanzschafs zubereitet wird.
Damit kommt unser Reiseblog aus Usbekistan zu seinem Ende. Solltet Ihr noch Fragen haben oder weitere Details über Usbekistan wissen wollt… einfach schreiben oder uns fragen.