Als wir nach Hwange fuhren, sahen wir zunächst gar nicht so viele Tiere. Erst weiter im Park, als wir uns unserem ersten Rastplatz näherten tauchte die Tierwelt auf. In Hwange fuhren nur sehr wenige Autos und jedes Mal, wenn wir an einem vorbeikamen, tauschten die beiden Fahrer Informationen über das Wild aus, das sie gesehen hatten. Nach einer solchen Begegnung wurde uns gesagt, wir sollten nach Löwen Ausschau halten. Wir hätten sie fast verpasst.
Zwei paarungswillige Löwen versteckten sich im hohen Gras unter einem Busch.
Hätte der männliche Löwe nicht mit den Ohren gezuckt, hätten wir das Paar nicht gesehen. Sie standen dann sogar auf und gingen langsam parallel zur Straße in etwa 50 Metern Entfernung neben uns her. Majestätische Tiere, diese Löwen.
An unserem ersten Wasserloch wurden wir mit einer wunderbaren Vielfalt an Tieren belohnt. Herden grasender Zebras, Stuten mit Fohlen, ein Nilpferd, das sich auf einer Insel sonnte, und in der Ferne näherte sich eine große Elefantenherde aus dem Wald. Wir saßen 20 Minuten lang da und genossen einfach die Landschaft, die sich vor uns entfaltete. Hakuna Matata – live und in Farbe.
Als wir uns zum nächsten Wasserloch namens Kennedy 2 begaben, wurde uns gesagt, dass dies ein Wasserloch sei, das die Elefanten besonders lieben, da es nicht nur Wasser, sondern auch „Spa“-Behandlungen für die Elefanten bietet. Wir fuhren zu einer Plattform und aßen oben zu Mittag, mit Blick auf ein wunderschönes Wasserloch, wo Elefanten tranken, badeten und sich gegenseitig mit Sand bewarfen und offensichtlich jede Minute davon genossen. Es handelt sich übrigens nicht um rein natürliche Wasserlöcher. Pumpen sorgen dafür, dass sie das ganze Jahr über mit dem kostbaren Nass versorgt werden.
Wir sahen zu, wie winzige Elefantenbabys im Schlamm spielten und nicht wussten, was sie mit ihren winzigen Rüsseln anfangen sollten, große Bullen machten sich wichtig, indem sie sich gegenseitig bedrohten, um besseren Zugang zum Wasser zu bekommen, und beschützende Mütter, die ihre Jungen vor den rauen jungen Männchen schützten.
Wir hätten hier noch viel länger sitzen können. Wir haben noch nie so viele Elefanten an einem Ort gesehen. Es müssen 80 bis 100 gewesen sein.
Weiter ging es nach Ngweshla, unserem letzten Halt, wo sich angeblich seltene Antilopen sammeln. Und tatsächlich sahen wir Wasserböcke, Rotschimmelantilopen, Kudus und sogar Elan, der sehr scheu und selten zu sehen ist. Wir waren begeistert und glücklich, dass wir an einem Tag so viele verschiedene Arten gesehen hatten, ohne zu wissen, dass unser Höhepunkt noch bevorstand. Nachdem wir den größten Teil unseres Tages damit verbracht hatten, gemächlich nach Süden zu fahren, mussten wir uns auf den Weg machen, um bis 18 Uhr vor Schließung des Parks zum Tor zurückzukehren. Da wir von einigen Giraffen, die in der untergehenden Sonne Akazienbäume fraßen, abgebremst wurden, mussten wir einfach anhalten und diese anmutigen Tiere beobachten.
Als wir merkten, wie spät es war und wie schnell die Sonne unterging, beeilten wir uns zurückzufahren… und mussten aber voll in die Eisen treten. Zwei dunkle Punkte marschierten in gemächlichem Tempo auf der Sandstraße auf uns zu. Wir mussten warten. Als die Punkte näher kamen, erkannten wir, dass es sich um das Löwenpaar handelte, das wir zuvor gesehen hatten, und dass sie direkt auf uns zukamen. Und wir saßen in einem offenen Jeep. Wir beide in der ersten Reihe. Löwenleckerbissen auf dem Präsentierteller. Oder, wie Chris meinte – Essen auf Rädern.
Unser Adrenalinspiegel schoss in die Höhe. Uns wurde gesagt, wir sollten still bleiben, uns nicht bewegen und nur zusehen. Als die beiden Löwen näher kamen, wurden sie größer und wir konnten sehen, wie sich ihre kräftigen Muskeln unter ihrem Fell bewegten. Sie gingen direkt an unserem Auto vorbei, kaum 50 cm von uns entfernt. Chris hätte einen von ihnen streicheln können, traute sich aber natürlich nicht. Ein kleiner Hops und die Löwen wären problemlos auf seinen Schoß gehüpft und von dort nichtmal ein Katzensprung zu Esther. Irritierend war, dass sie uns direkt in die Augen starrten. Hatte es doch geheißen, sie würden Wagen als Ganzes wahrnehmen und deshalb nicht angreifen.
Wir atmeten erleichtert auf, als sie vorbeigingen und uns ignorierten. Für den Bruchteil einer Sekunde scheinen die durchdringenden Augen des männlichen Löwen darüber nachzudenken, stehen zu bleiben, sich dann aber anders zu entscheiden. Was für ein Abenteuer! Und definitiv der Höhepunkt des Tages. Nachdem der Weg frei war, mussten wir nun über die bucklige Piste zum Tor rasen und kamen knapp eine Minute vor der Schließung an.
An diesem Abend gab es ein ‘Brai’, traditionelles südafrikanisches BBQ. Gegrilltes Fleisch über einem Holzfeuer, das köstlich schmeckt. Dann whaben wir uns untereinander die Bilderausbeute unserer Safari gezeigt.
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