Am nächsten Morgen wachten wir mit eiskalten Nasen auf. In Hwange ist es morgens sehr kalt. Die kälteste Temperatur, die jemals in Simbabwe gemessen wurde, betrug -18 °C an einem nahegelegenen Wasserloch. Bei uns war es zwar nicht so kalt, aber wir mussten uns trotzdem aus unseren warmen, kuscheligen Betten schälen und uns durch das Moskitonetz kämpfen. Zum Glück ist es Juni und die Mücken sind noch nicht geschlüpft (zumindest haben wir sie nicht gesehen oder gehört). Zwar sind Löwen gefährlich Tiere. Aber sie können den Mücken nicht das Wasser reichen. Weltweit sterben jedes Jahr etwa 22 Menschen durch Löwenangriffe. Obwohl die Zahlen von Jahr zu Jahr schwanken, erkranken weltweit rund 700 Millionen Menschen an durch Mücken übertragenen Viren, was jedes Jahr zu mehr als einer Million Todesfällen führt!
Unsere private Hütte wurde auf Stelzen gebaut und verfügte darüber über ein geräumiges Zelt. Komplett mit Himmelbett, Sofa und eigenem Bad mit atemberaubendem Blick auf eine Kneipe auf dem Miombo-Gelände.
Gleich in der ersten Nacht wurde uns klar, warum: In der Nacht kam eine Elefantenherde zum Trinken und verschaffte sich deutlich Gehör. Es war surreal, auf der Toilette zu sitzen und auf eine kaum 50 Meter entfernte Elefantengruppe zu blicken. Auf jeden Fall eine unvergessliche Unterkunft. Als wir den ganzen Elefantenkot im Lager sahen, wussten wir, warum alles auf Stelzen gebaut war, und warum wir gewarnt wurden, nachts unser Baumzelt besser nicht unbegleitet zu verlassen.
Am Morgen nach einem herzhaften Frühstück mit gekochten Eiern nach unseren individuellen Wünschen (haben wir schon erwähnt, dass wir hier viel zu viel essen?) lernten wir unsere Pferde kennen. Der Reitstall wird von Peta und Oliver geführt, einem jungen und sehr netten Paar aus Simbabwe bzw. Schweden. Esther bekam Texas, ein schlaksiges 21-jähriges Vollblut-Ex-Rennpferd, und Chris wurde Noni zugeteilt (kurz für Anonymous), ein riesiges Warmblutpferd, das früher ein berühmtes Springpferd gewesen soll.
Sie waren beide aufgesattelt mit Trail-/Stock-Sättel, auf denen wir uns beide nicht besonders wohl fühlten. Kein Problem, jedes Pferd hat auch einen englischen Sattel, so wurde es uns versprochen. So zogen wir kreuz und quer durch die privaten Konzessionsgebiete neben dem Hwange-Nationalpark und hatten dort auf unsere erste Begegnung mit Elefanten zu Pferd.
Auf der einen Seite näherten sich unsere kleine Gruppe von fünf Reitern und auf der anderen Seite eine Herde von etwa acht Elefanten, die sich von zwei verschiedenen Seiten einem Wasserloch näherten. Bullen, Kühe und kleine Elefantenbabys gingen langsam zum Wasser. Wir waren etwa 50 Meter voneinander entfernt und die Elefanten rüsselten und schnüffelten in unsere Richtung. Unsere Pferde standen ganz still da, die Ohren nach vorne gespitzt, und beobachteten, aber keine der beiden Tierarten zeigte große Angst.
Es war etwas Besonderes, solch großartigen Tieren so nahe zu kommen, ohne dass irgendwelche Zäune zwischen uns waren.
Weiter ging es durch Buschland, auf ausgetretenen Elefantenpfaden und direkt durch den Busch ohne Weg. Wir stießen auf einige Impalas, ein paar Warzenschweine und einen Kudu, aber sonst nicht viel.
Zum Mittagessen trafen wir uns mit unserer Crew aus Freiwilligen, die ebenfalls in Miombo wohnten. Neben einem regulären Safari-Programm zu Pferd beherbergt Hwange Horseback Safari (HWS) jeweils bis zu zehn Freiwillige (Work & Travel). Normalerweise machen das Mädchen zwischen 18 und 25 Jahren, aber dieses Mal waren auch zwei Amerikanerinnen über 60 dabei. Die Freiwilligen bleiben zwischen zwei Wochen und drei Monaten und zahlen viel weniger als die regulären Gäste. Dafür helfen sie bei gemeinnützigen Diensten und mit den Pferden. Als wir dort waren, hatten wir vier Deutsche, zwei Amerikanerinnen, eine Schottin und ein Mädchen aus Dubai. Das Mittagessen wurde von Oliver, Petas Freund und einer Gruppe Freiwilliger zum Wasserloch gebracht. Welch luxuriöses Mittagessen: gedeckter Tisch, Quiches und Salat, alles serviert mit Wein und Bier. Für uns eine wahre Luxusbehandlung. Wir wurden behandelt wie ein Königspaar im Busch – was sich allerdings auch ein bisschen eigenartig anfühlte.
Am Nachmittag sahen wir kein einziges Tier und fragten uns, warum. Bis Peta uns auf die vielen Löwenspuren auf der sandigen Straße aufmerksam machte. Viele von ihnen. Ganz frisch.
Sie erfuhr vom Löwenforschungszentrum im Nationalpark, dass gerade ein großes Löwenrudel durch dieses Gebiet gezogen war und dabei die meisten Wildtiere verscheucht hatte. Unnötig zu erwähnen, dass von diesem Zeitpunkt an nicht nur die Ohren der Pferde gespitzt waren.
Zurück in der Lodge machten wir uns nach einem warmen Regenschauer wieder auf den Weg zum Sundowner, allerdings mit dem Land Rover. An die abendlichen Trinkrunden könnten wir uns wirklich gewöhnen! Wir fuhren zu einem Vlei (altes Flussbett, jetzt mit Gras bedeckt, reich an Wildtieren und Wasserlöchern) und ließen uns Frühlingsrollen, Chips und Wein schmecken. Dabei beobachteten wir das vorbeiziehende Wild. Elefanten, Paviane, Impalas und schließlich auch ein paar seltene afrikanische Wildhunde.
Weiter zu Tag 5
1 Comment