Dies gehört zu den tollsten Orten, an dem wir je geschlafen haben, und wir haben wirklich schon einige tolle Reisen gemacht. Wir sind voller Ehrfurcht. Wir fühlen uns verdammt privilegiert, an diesem wunderschönen Ort namens Big Cave Camp sein zu können.
Hoch oben auf einem Felsvorsprung gelegen, ist die Big Cave Camp Lodge buchstäblich in den Felsen hineingebaut. Die Rückwände der Haupthütte bestehen ausschließlich aus Steinen, die kleinen Hütten sind so gebaut, dass sie sich in die Natur einfügen und alle von ihren Balkonen aus eine fantastische Aussicht bieten.
Wir haben uns auf den ersten Blick bis über beide Ohren in diesen Ort verliebt. Wir haben dort nur zwei Nächte gebucht und haben uns sofort gewünscht wir hätten mehr Nächte hier eingeplant.
Es gibt nur einen weiteren Gast in der Lodge, einen sehr interessanten Mann indischer Abstammung aufgewachsen in London, geboren in Kenia und jetzt in Hamburg tätig. Ein leitender Angestellter einer Bank in Hamburg, der sich gerade sechs Monate Urlaub genommen hat und ganz alleine in einem personalisierten Allradfahrzeug durch das südliche Afrika gereist ist. Chris und er kamen hervorragend miteinander aus, tauschten Kameratipps, Drohnenerfahrungen aus und rauchten ab und zu gemeinsam eine Zigarette. Vielleicht eine Verbindung mit Zukunft? Wir können nicht genug von diesem Ort so nah am Himmel schwärmen. Überall hoppeln die kleinen Hyrax herum. Das sind kleine murmeltierartige Tiere, die ein bisschen wie Meerschweinchen aussehen … und auch so riechen.
Herrliche Ausblicke überall, Liebe zum Detail und Lodge und Umgebung zum Niederknien. Wir hatten eine super ruhige Nacht in unserer kleinen Steinhütte. Viel wärmer als in Miombo. Nach einem herrlichen Sonnenuntergang am Vorabend erlebten wir am nächsten Morgen einen ebenso atemberaubenden Sonnenaufgang. Wie schon gesagt – dem Himmel so nah…
Wir saßen einfach nur ehrfürchtig auf unserem kleinen Balkon und bewunderten die Aussicht. Rötliche Felsen, Steinblöcke übereinander, dazwischen grüne Bäume und gelbe Graslandschaften. Es sieht einfach traumhaft schön aus.
Wir hatten Shepperd, einen Parkführer, für einen Spaziergang zu Fuß gebucht, um die weißen Nashörner aufzuspüren, für die der Park berühmt ist. Er holte uns um 9 Uhr morgens ab und wir fuhren mit dem Hillux Safari Car in den Matobos-Nationalpark. Dort näherten wir uns nach einer kurzen Fahrt der Rhodes-Grabstätte. Anstatt sofort zur Grabstelle zu gehen, entschieden wir uns, zuerst auf die Suche nach Nashörnern zu gehen, da der Ranger uns erzählte, dass er gestern in der Gegend eine Mutter und ein Nashornbaby gesehen hatte. Vorsichtig gingen wir zu Fuß durch sehr hohes Gras und folgten dem Ranger etwa 15 Minuten lang durch den Busch. Dann blieben wir wie angwurzelt stehen. Vor uns war ein riesiger grauer Buckel zu sehen. Reglos. Nur eine große graue Masse, fast wie Stein. Wir schlichen uns langsam näher, bis das Nashorn seinen Kopf hob. Dann sahen wir eine Bewegung neben ihm: Ein goldiges kleines Nashornkalb stand direkt neben seiner Mama und schaute uns mit schüchternen Augen an.
Der Führer winkte uns heran und wir näherten uns immer weiter seiner Position. Er machte Klickgeräusche, die die Mama zu erkennen schien, woraufhin sie sich entspannte. Nashörner können nicht sehr gut sehen, daher verlassen sie sich stark auf ihr Gehör, um angenehme oder gefährliche Geräusche zu unterscheiden. Der Ranger kannte dieses Nashorn aus ihrer Jugendzeit und diese Klickgeräusche schienen ein Zeichen gegenseitigen Erkennens zu sein. Sie ließ uns bis auf fünf Meter an sich und ihr vier Monate altes Kalb heranpirschen.
Chris und Esther waren voller Ehrfurcht, diesem friedlichen und großartigen Tier so nahe zu sein. Es ist so traurig, dass es rund um die Uhr von Rangern beschützt werden muss, da Wilderer eine große Gefahr für Nashörner darstellen. Bei uns handelte es sich um ein breitlippiges Breitmaulnashorn, das Savannengras fraß, es gibt aber auch Spitzmaulnashörner im Park, die eine spitze Lippe haben und sich von Büschen ernähren.
Nachdem wir uns eine Weile Mama und Baby-Nashorn angesehen hatten, machten wir uns auf den Rückweg und sahen im hohen Gras ein weiteres Nashorn. Dieses drehte sich um und schnaubte uns an. Sogar die Ranger rieten zum Rückzug und sagten, dass der Bulle nicht freundlich sei. Wir verfolgten unsere Schritte zurück und bogen in eine andere Richtung ab. Nach weiteren zwei Minuten Fußweg sahen wir ein viertes Nashorn. Diesmal liegend und sich ausruhend. Es war ein junger Bulle, ein Freund der Mama, der von dem größeren und älteren Bullen, den wir zuvor gesehen hatten, vertrieben worde war. Er erkannte auch das Klickgeräusch des Rangers und ließ uns näher herankommen, so dass wir ihn in seiner ganzen Pracht zu sehen bekamen.
Er stand auf und starrte uns nur mit freundlicher Neugier an. Er sah viel entspannter aus als der andere kurz zuvor. Wir hätten nie gedacht, einem wilden Nashorn so nahe zu kommen wie heute in Matobos. Es wird einer der unvergesslichsten Momente dieser Reise sein. Am Ende erhielten die Ranger von uns ihren wohlverdienten Lohn und wir machten uns auf den Weg zur Grabstätte von Cecil Rhodes. Für den Fall, dass wir es nicht erwähnt haben sollten: Simbabwe hieß eins Rhodesien. Und der etwas exzentrische Rhodes war dessen Herrscher – oder… Verwalter von Königs Gnaden.
Vom Hügel eröffnet sich eine kilometerweite, herrliche Aussicht auf den Park mit seinen ungewöhnlichen und markanten Steinhaufen.
Cecil Rhodes war eine umstrittene Figur in der Geschichte Simbabwes. Von einigen verehrt, als er das britische Kolonialreich erweiterte um das Reich das damals Matabeleland (später Rhodesien) hieß. Er brachte zum einen Schulbildung für alle (noch heute hat Simbabwe die besten Universitäten Afrikas), gleichzeitig wurde er von nicht wenigen Einheimischen als Aggressor gehasst, weil er gewaltsam die Stämme dieses Landes der britischen Herrschaft unterwarf. Er beanspruchte große Teile von Matobos als sein Privatland und verfügte, dass er auf dem Hügel begraben werden sollte. Bis heute haben Simbabwer gemischte Gefühle gegenüber Cecil James Rhodes. Verehrt von den Einen, respektiert von den anderen und nur noch von wenigen gehasst liegt er nun hier begraben. Und obwohl mehrfach diskutiert wurde die Grabstätte zu entfernen, wurde letztlich entschieden ihm diese letzte Ehre weiterhin zu erweisen. Denn vor allem zu seinem Lebensende hin hat er sich durchaus auch für die Menschen in ‘seinem’ Rhodesien eingesetzt.
Wir wanderten hauptsächlich wegen der Aussicht hinauf und wurden auch mit atemberaubenden Ausblicken auf diese wunderbar einzigartige Landschaft belohnt.
Nach einem wunderbaren Picknick am Maleme-Staudamm machten wir uns auf den Weg zur Nswatugi-Höhle, einer der Höhlen mit den am besten erhaltenen Höhlenmalereien im südlichen Afrika. 9.000+ Jahre alt. Wir wanderten einen steilen, felsigen Hügel hinauf, um zu Fuß dorthin zu gelangen und wurden mit den erstaunlichsten Tiergemälden hoch oben in einer Höhle belohnt. Erstaunlich wie lebendig die Tiere gezeichnet aber auch wie gut erhalten die Zeichnungen sind.
Vor Tausenden von Jahren wurden rötliche Figuren auf die Höhlenwand gemalt, um sie vor Regen und fließendem Wasser zu schützen. Besonders die Giraffengemälde waren exquisit. Es war herzerwärmend zu sehen, dass bisher jeder den heiligen Ort respektiert und ihn (bislang) unberührt gelassen hat. Unser Guide Shepperd sprach mit größter Ehrfurcht über die Steinzeitnomaden, die heute längst vertrieben sind.
Kein Graffiti, keine in die Wände geritzten Namen, keine in den Fels geätzten Buchstaben. Wir hoffen sehr, dass das so bleibt. Die Höhle ist für jedermann zugänglich und in keiner Weise bewacht oder geschützt.
Damit endete unser Tag in Matobos mit Shepperd, unserem ‘guten Hirten’, und gegen 15 Uhr waren wir zurück in der Lodge, um ein kurzes Bad im eiskalten Pool auf unserem Felsen zu nehmen. Den Rest des Tages und Abends verbrachten wir in bester Gesellschaft, während wir die Umgebung bewunderten und ein bisschen traurig daran dachten, am nächsten Tag abreisen zu müssen. Um das Beste aus diesem tollen Ort herauszuholen, beschlossen Chris und der neue Bekannte aus Hamburg, sich nach Monduntergang um 1:30 Uhr morgens noch einmal zu treffen, um Fotos von der Milchstraße zu machen – ungetrübt, da es in Matobo fast keine Lichtverschmutzung gibt. Diese sollten am nächsten morgen mit großer Begeisterung und vielen Ahs und Ohs unter dem Personal herumgereicht werden…
Weiter gehts mit Tag 11
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