Ein letztes Mal wachten wir im Siebten Himmel auf und bedauerten schon, dass wir diesen wundervollen Ort in den Matobos Hills nach zwei wundervollen Nächten wieder verlassen mussten. Ein letzter wunderschöner, heiterer Sonnenaufgang, die umliegende Aussicht voller Ehrfurcht genießend und packten wir nach einem herzhaften Frühstück, um vier Stunden lang zu einem anderen Ort in Simbabwe zu fahren, den man gesehen haben muss – den großartigen Ruinenstadt Groß-Simbabwe, auch Alt-Simbabwe genannt.
Als wir den Parkplatz an der Big Rock Cave Lodge verließen, sahen wir frische Leopardenspuren. Diese schwer zu spottenden Tiere sind sehr schwer zu erkennen, aber dass sie da sind, kann man hören und an ihren Spuren sehen. Wir fuhren über den ziemlich holprigen Feldweg zurück zur Hauptstraße nach Bulawayo und suchten nach einer Tankstelle, an der wir tanken konnten. Es werden hier nur zwei Kraftstoffarten verkauft: Diesel und Blend. “Gemisch” ist das einzige Benzin und nicht immer verfügbar. Wir hatten Glück und fanden eine funktionierende Tankstelle, an der wir tankten. Die Fahrt von Bulawayo zum Great Zimbabwe Monument führte uns auf einer Landstraße, die von viel besserer Qualität war als die Straße von Dete nach Bulawayo. Weniger Schlaglöcher. Trotzdem sahen wir zwei schlimm aussehende Unfälle, bei denen es sich offenbar um Kollisionen beim Überholen handelte. Eigentlich sind die LKW-Fahrer mit ihren großen, überhohen LKWs recht vernünftig, während die Busfahrer auf diesen Straßen wahnsinnig schnell fahren. Große Überlandbusse sind das Haupttransportmittel für die normale Bevölkerung, manche haben riesige, wackelige Lasten auf dem Dach festgeschnallt, manche sehen ganz neu aus, klimatisierte Busse, beide rasen gleich schnell und dominieren nicht nur ihre Spur, sondern auch den Mittelteil der Straße. Wirklich haarsträubend, wenn so ein Hochgeschwindigkeitsbus mit vollem Karracho auf einen zurast.
Trotz der Wahlen im August sahen wir nur sehr wenige Plakate oder Werbetafeln, die zur Wahl aufriefen. Die wenigen die wir gesehen haben, zeigten den amtierende Präsident wie er den Tourismus oder das Wirtschaftswachstum fördert verbunden mit dem Aufruf ihn zu wählen. Werbung für einen Oppositionskandidaten haben wir keine entdeckt. Laut Aussag einiger Sims mache das eh keinen Unterschied, da die Opposition mit der Regierung unter einer Decke stecke.
Was wir gehört haben, ist, dass die Wahlen 2023 sowieso vorbestimmt sind und dass es sich um eine Scheinwahl handelt, bei der es keinen Zweifel am Ausgang gibt. Und das bedeutet wiederum, dass es für Simbabwe keine Veränderung in der Zukunft geben wird. Die Ultrareichen werden das Land weiterhin ausbeuten, wie sie es schon seit Jahren tun. Es ist wirklich traurig, wie ein Land mit einem solchen Potenzial, einer relativ gut ausgebildeten Bevölkerung (die Universitäten und Privatschulen in Simbabwe gehören zu den besten in Afrika) und einem Reichtum an Mineralien und Kohle ins Wanken gerät und sich verschlechtert, weil eine Hanvoll der herrschenden Parteien und ihre Familienangehörigen sich ihre Taschen füllen, ohne dem Land viel zurückzugeben.
Alle Naselang wird eine Mautgebühr von zwei US-Dollar pro Auto erhoben, doch selbst die Hauptstraßen sind in einem wirklich schlechten Zustand und voller Schlaglöcher, die so groß sind, dass ein ganzes Auto hineinpassen würde. Auch wurden die Nationalparkgebühren dieses Jahr kurzfristig für Ausländer drastisch erhöht, aber die Annehmlichkeiten und der Unterhalt sind größtenteils minimal und Wilderei ist weit verbreitet, sogar mit Unterstützung von Mitarbeitern des Nationalparks, da diese oft Monatelang nicht bezahlt werden. Wirklich traurig, aber die Menschen hier sind recht gelassen und akzeptieren einfach das System, wie es nach der Vertreibung der weißen Farmer entwickelt hat. Sie nannten das den großen Landraub, der zwischen 1980 und 1990 stattfand, als Farmen weißer Bauern gewaltsam beschlagnahmt, aufgeteilt und an schwarze Simbabwer übergeben wurden. Dadurch verließen zwei Drittel der weißen Bevölkerung das Land und mit ihnen das landwirtschaftliche Wissen. Simbabwe, das damals als der Brotkorb des südlichen Afrikas bekannt war, ist heute auf importiertes Getreide angewiesen, da die neuen Besitzer oft nicht wussten, wie man das Land bewirtschaftet, oder auf kleine Parzellen verteilt wurden und in der Folge immer mehr Ackerland zu Buschland wurde.
Nach einer 4,5-stündigen Fahrt erreichten wir das Great Zimbabwe Monument. Nachdem wir in unserem sehr malerischen Kolonialhotel mit jeder Menge altem Charme, dem Great Zimbabwe Hotel, eingecheckt hatten, in dem bereits britische Könige übernachtet hatten, gingen wir zu Fuß zu den Ruinen.
Bei den Ruinen handelt es sich um eine Ansammlung von drei Komplexen, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen. Zu dieser Zeit wurde angenommen, dass der König der örtlichen Stämme, des heutigen Shona-Lands, an diesem Ort residierte. Es gibt den Hügel-Komplex, sowie eine Festung, die auf einem Granithügel errichtet wurde und die Umgebung kilometerweit von allen Seiten überblickt.
Auf dem Weg zum Fuß des Felsens begegneten wir den einzigen anderen Besuchern hier, einer örtlichen Schulklasse. Im Handumdrehen waren wir von einer Gruppe Kinder umgeben, die mit uns ein Foto machen wollten. Wie an anderen Orten, wo weiße Menschen und solche mit langen blonden Haaren normalerweise nicht zu sehen sind, sind es vor allem die Kinder, die sich nicht scheuen. Bei so viel Freude und guter Laune posierten wir gerne fürs Bild (es dauerte eine Weile, bis sich ein Schüler fand, dessen Handy genug Akku hatte und auch Fotos machen konnte) und hatten das Gefühl, selber die Touristenattraktion zu sein.
Nach dem die Aufnahmen im Kasten – oder besser – im Handy waren, stiegen wir die 300 Meter bis zum Gipfel des Hügels hinauf. Die engen Zugänge müssen es Eindringlingen unmöglich gemacht haben, in die Festung einzudringen. Es wird angenommen, dass dieser Komplex in Kriegszeiten als Festung und in Friedenszeiten als religiöser Ort diente. Wir setzten uns, um das Abendlicht und die herrliche Aussicht von oben zu genießen. Es war keine einzige Menschenseele oder ein anderer Tourist zu sehen. Es kam uns so vor, als hätten wir den Ort ganz für uns allein. Was für ein Privileg!
Zurück im Hotel genossen wir bei einem weiteren schönen Sonnenuntergang eine Absacker auf unserer Veranda.
Weiter zu Tag 12.
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