Heute machten wir uns erneut auf den Weg zu den Ruinen von Great Zimbabwe, da wir nur einen von drei Bereichen des gesamten Komplexes gesehen hatten. Wir erkundeten den Tal-Komplex mit größtenteils aus Mauern, gebaut aus gestapelten Steinen ohne Mörtel. Es wird angenommen, dass hier die Verwandten des Königs lebten. Auf der Rückseite des Grundstücks befand sich ein traditionelles Dorf für die Untertanen und Dorfbewohner. Es sieht so aus, als ob man hier eine Übernachtungsmöglichkeit buchen kann, aber Tatsache ist, dass wir während unseres Aufenthalts überhaupt keine Touristen gesehen haben. Als wir einige ihrer üblichen Tierschnitzereien aus Speckstein kauften, waren sie ein wenig überrascht und ehrlich begeistert.
Der Höhepunkt war der Besuch der “Great Enclosure”. Ein kreisförmiger Bau von enormen Ausmaßen, der vor allem durch seine dicken Mauern beeindruckt, die vollständig aus Granitsteinen ohne Verwendung von Mörtel bestehen. Eine große, elf Meter hohe Außenmauer umschließt einen ovalen Raum. Die Mauer ist an der Basis sechs Meter und an der Oberseite vier Meter dick und sehr beeindruckend. Die Steine wurden vor Tausenden von Jahren sorgfältig symmetrisch angeordnet. Es verfügt über vier relativ kleine Eingänge, die leicht verteidigt werden könnten. Es gibt innere Kreise, in denen man annimmt, dass der König hier in Friedenszeiten residierte und in denen Geschäfte abgewickelt wurden. Dort wurden Artefakte aus China und Westafrika gefunden, was darauf hindeutet, dass dieser Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer wichtigen Handelsroute gelegen haben muss.
Ziemlich klaustrophobisch fühlt sich der schmale Durchgang zwischen der Außenwand und einer Innenwand an, der gerade mal einen Menschen im Gänsemarsch durchlässt. Am beeindruckendsten war der konische Turm am Ende des Durchgangs.
Eine solide kreisförmige Struktur, die vollständig aus Granitziegeln besteht und an der Basis einen Durchmesser von mehreren Metern hat und sich an der Spitze auf zwei Meter verjüngt. Ursprünglich glaubte man, dass darin die Kronjuwelen aufbewahrt würden, und die Menschen versuchten, Wege zu finden, um hineinzukommen, indem sie sogar einen Tunnel darunter gruben. Ohne Erfolg, der Turm ist solide, es gibt überhaupt keinen Hohlraum. Zum Glück wurde er letztlich nie komplett zerlegt und konnte restauriert werden.
Über den genauen Zweck wird noch heute spekuliert. Hat der Trum religiöse Hintergründe? War es ein Beschneidungszentrum? War es nur ein Symbol der Macht? Niemand weiß es wirklich, da es dazu keine schriftliche Aufzeichnungen gibt.
Nachdem wir einen entspannten Vormittag damit verbracht hatten, das Gelände zu erkunden, schauten wir, dass wir jetzt vorwärts kamen, da die Fahrt nach Bulawayo vier Stunden dauern sollte. Und wir wollten auf keinen Fall im Dunkeln ankommen. Die Rückfahrt verlief aus landschaftlicher Sicht ereignislos. Viel Buschland, das zum Weiden von Rindern und Ziegen genutzt wird. Viele kleine Dörfer am Straßenrand und häufige Polizeikontrollen. Das war immer ein bisschen ein Glücksspiel. Einige winkten Sie einfach durch, andere hielten uns an und fragten nach einem gültigen Führerschein (Niemand fragte nach Chris‘ internationalem Führerschein, den er sich speziell für diese Reise besorgt hatte). Wir hatten auch den Fall, dass wir gebeten wurden, Ersatzreifen und Feuerlöscher vorzuzeigen oder wir wurden gefragt ob wir etwas Wasser hätten. Wir hatten erwartet, dass wir an einer dieser Kontrollen um Geld gebeten werden würde, aber nur ein paar wenige Beamte zogen das Gespräch deutlich in die Länge zogen, während wir uns dumm stellten. Nur ein Polizist fragte uns direkt, ob wir ihm denn nicht etwas aus Deutschland mitgebracht hätten. Wir verneinten entschieden und er ließ uns weiterfahren. Uns wurde gesagt, dass speziell zur Weihnachtszeit aus Südafrika kommende Fahrer gefragt wurden, welches Weihnachtsgeschenk ihnen mitgebracht worden sei. Für uns schien es besser zu funktionieren, wenn wir uns sofort als Touristen identifizierten und von Simbabwe und den netten Menschen hier schwärmten. Keiner der Beamten schien den rosigen Ruf trüben zu wollen, den wir in seinem Land und Volk zu haben vorgaben.
Gegen drei Uhr nachmittags kamen wir in Bulawayo an und checkten im sehr traditionellen Bulawayo Club Hotel ein. Dies ist ein alter Gentlemen‘s Club, so typisch für das britische Kolonialreich oder die Londoner Clubs, im geschäftigen Zentrum der Stadt, hinter einem riesigen Sicherheitstor, dass sich erst nach dem Klingeln und dem bestimmten Blick in die Kamera öffnete.
“Members only” – nur für Mitglieder. Hier führte die wohlhabende weiße männliche Bevölkerung ihre „ernsthaften Gespräche“, trank ein wenig (oder mehr), spielte oder hing einfach zusammen ab, ungestört von ihren Frauen oder den Schwarzen. Heutzutage ist das eine sehr snobistische Haltung und gilt als geradezu rassistisch, während der Kolonialherrschaft aber gehörte es zum guten Ton und es gab damals in allen größeren Städten des Commonwealth solche Clubs.
Im Zimmer des Präsidenten befanden sich alle Exponate ehemaliger südafrikanischer Rugby-Teams, alte Jagdtrophäen, unzählige Bilder von Königin Elizabeth und der gesamte Boden war wie in alten Zeiten mit Bohnerwachs poliert. Es roch also auch sehr nach Vergangenheit. Im zweiten Stock befanden sich 15 Gästezimmer und Aufenthaltsräume, ursprünglich nur für Übernachtungsgäste auf Einladung gedacht. Im ersten Stock befanden sich die Bibliothek, weitere Salons und die Räume des Präsidenten. Es fühlte sich an wie ein lebendiges Museum – besonders der jahrhundertealte Aufzug von Waygood & Otis – noch heute im Einsatz.
Als wir uns direkt nach dem Einchecken zu Fuß quer durch die Stadt auf den Weg machten, stellten wir schnell fest, dass dies normalerweise nicht von Weißen oder Leuten getan wird, die Geld haben. Es war uns egal und wir fühlten uns zu jedem Zeitpunkt sicher als wir durch die Stadt gingen, obwohl uns (nur sehr gelegentlich) die Leute verstohlen hinterherschauten. Bulawayo ist nach Harare die zweitgrößte Stadt in Simbabwe.
Es ist ein geschäftiges Handelszentrum, überall gibt es Straßenverkäufer und viele alte Kolonialgebäude stehen noch, auch wenn sie mittlerweile etwas heruntergekommen sind. Aber hier ist noch ein weiteres interessantes Detail: Als Chris das Auto parkte, kam eine Frau mit einem elektronischen Gerät auf ihn zu und teilte ihm mit, dass es für sein Auto noch einen unbezahlten Strafzettel von vor zwei (!) Jahren in Höhe von zwei Dollar gäbe. Für eine Skunde überrascht, wies er schnell darauf hin, dass es sich um einen Mietwagen handelte und er nicht für den Strafzettel verantwortlich sein konnte. Die Erklärung reichte der Politesse, sie entschuldigte sich und wandte sich mit ihrem Tablet dem nächsten Autokennzeichen zu.
Wir machten uns auf den Weg zum Naturkundemuseum, da es eines der besten im südlichen Afrika sein soll. Und das ist gar nicht mal übertrieben. Ausgestopfte Tiere in Lebensgröße und natürlichem Umfeld gab es jede Menge zu sehen. Außerdem beherbergt das Musuem auch den weltweit zweitgrößten ausgestopften Elefanten, der ursprünglich 5,5 Tonnen wog und eine Widerristhöhe von 4,5 Metern hatte. Allein seine Stoßzähne wiegen jeweils 45 kg. Wir mussten uns aber sputen, weil wir kurz vor den Schließzeiten des Museums gekommen waren.
Wir schlenderten durch Ausstellungen mit ausgestopften Tieren, unzähligen ausgestopften Vögeln, lebenden Schlangen, Mineralien und die Halle der Könige. Sim-Geschichte im Schnelldurchlauf, aber definitiv einen Besuch wert, wenn man in der Stadt ist. Als wir durch heruntergekommene Parks, die sicherlich schon bessere Tage gesehen haben, zurück zum Bulawayo Club schlenderten, wurde uns klar, wie lebendig und reich das Land einst war und dass die Korruption dem Land seitdem so großen Schaden zugefügt hat. Es ist traurig zu sehen, aber leider in ganz Afrika sehr weit verbreitet. Es ist eher die Norm als die Ausnahme.
Zurück im Hotel beschlossen wir, dort ein leichtes Abendessen in kolonialer Atmosphäre zu genießen und wurden nicht enttäuscht. Der Vorteil, ein Hotel in zentraler Lage zu haben, war für uns großartig, da wir die Straßen zu Fuß erkunden konnten. Der Nachteil zeigte sich nachts, als zwei Bäume mit tausend Staren eine laute Klangwolke aussendeten, vermischt mit ständigen Rufen von Simbabwern, die Pendler-Kunden aufforderten, in ihren Minibuss einzusteigen. Das sorgte zwar nicht für eine ruhige Nacht, war aber dafür ein interessantes Spektakel.
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