Heute sind wir früh von Bulawayo losgefahren, da wir einen ganzen Tag mit einer fünfstündigen Fahrt von Bulawayo nach Hwange vor uns hatten. Dort wollten wir eine Mittagspause einlegen und uns mit Oliver von unserem Hwange Horseback Safaris-Team treffen um dann später noch drei Stunden bis Vic Falls verbringen. Wir hatten einen kleinen Toyota Axios Hybrid mit Zweiradantrieb gemietet, den wir Cookie getauft hatten (Tough Cookie oder harter Hund sozusagen). Cookie hat sich tapfer geschlagen. Als wir in Vic Falls losgefahren waren, hatte das Auto bereits 259.000 km auf dem Tacho und während unseres Aufenthaltes legten wir weitere 1.800 km zurück. Extrem niedriger Kraftstoffverbrauch (4-5 Liter), ein Mildhybrid der nur Teil-funktionsfähig war, aber letztlich war Cookie so zuverlässig wie Ford es für unsere Tochter Alaska ist (Ford ist eigentlich ein 23 Jahre alter Toyota Corolla). Cookie hat uns nie im Stich gelassen. Obwohl wir das eine oder andere kleine Schlagloch übersehen hatten und wir über einige unbefestigte Straßen gefahren sind, die eher für Vierradfahrzeuge ausgelegt waren, brachte uns Cookie sicher von den Vic Falls bis nach Great Zimbabwe Ruins und den ganzen Weg zurück, ohne einen geplatzten Reifen und ohne eine einzige Panne. Wir hatten echt Glück, wenn man bedenkt, dass wir während unserer 1.800 km langen Fahrt mehrere tausend Schlaglöcher passiert haben mussten, von denen einige wirklich furchteinflößend waren. Vor dem einen oder anderen klaffenden Loch in der Straße waren wir stehen blieben und haben darüber diskutiert, wie wir es überhaupt umfahren könnten ohne mit dem Rahmen aufzusetzen.
Der schlimmste Teil, den wir ja bereits kannten, war der von Bulawayo nach Hwange, wo wir Oliver zum Mittagessen trafen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 40 km/h, wobei innerhalb von einer Minute zwischen 100 km/h-Strecken und Schrittgeschwindigkeit gewechselt wurde, um die nächste Schlaglochrunde zu überwinden. Wir trafen Oliver, um ihm einige unserer übriggebliebenen USD-Scheine zu geben. Vor allem die Ein-Dollar-Noten sind ihr Geld wert – denn sie sind entscheidend bei Bezahlen von Alltags Ware. Denn jede neu eingeführten simbabwischen Währung erleidet das gleiche Schicksal: Inflation. Im Jahr 2022 versuchte die Regierung sogar die Einführung von Goldmünzen und dieses Jahr hat sie damit begonnen eine Gold gesichterte Währung aufzusetzen.
Der Dollar bleibt die einzige stabile Währung im Umlauf. Er wurde kürzlich sogar offiziell als legales Zahlungsmittel anerkannt. Interessanterweise sind wir während unseres Aufenthalts keinem simbabwischen Geld begegnet, außer älteren Scheinen, die als Souvenirs verkauft werden, da man mit nur einem Schein zum Milliardär werden kann. Ansonsten war es aber während unseres Aufenthalts problemlos möglich mit VISA und Mastercard oder Dollars zu bezahlen.
Aufgrund des Mangels an kleinen Scheinen sind Ein-Dollar-Noten für den täglichen Handel sehr wertvoll. Wenn kein Kleingeld zur Verfügung steht, erhält man oft Warenpakete im Wert des Rückgelds oder man kauft beispielsweise zwei (große) Avocados statt nur einer. Gelegentlich werden in Supermärkten südafrikanische Rand-Münzen als Wechselgeld ausgegeben. Allerdings gibt es einen Aspekt, den wir bereits in Myanmar kennengelernt haben: Die Geldscheine müssen in makellosem Zustand sein, ohne Markierungen, Tintenflecken oder Risse. In solchen Fällen werden sie abgelehnt, wie es bei uns mit einem mit Klebeband fixierten Fünf-Dollar-Schein passiert ist. Einmal folgte uns sogar ein Kellner auf unser Zimmer, um einen Zehn-Dollar-Schein mit einem kleinen Tintenfleck am Rand gegen einen anderen auszutauschen. Das kam uns etwas absurd vor, wenn man bedenkt, dass die Ein-Dollar-Scheine, die wir als Gegenleistung erhielten, deutlich mehr Abnutzungserscheinungen aufwiesen. Daher war es für ihn eine große Freude, Oliver 70 unserer makellosen, fast druckfrischen Ein-Dollar-Scheine zu überreichen. Sie werden noch viele Jahrzehnte gute Dienste leisten, wie es so aussieht.
Nach einer gemütlichen Pause mit einem köstlichen Mittagessen in der durchaus empfehlenswerten Hwange Safari Lodge mit Blick auf das Wasserloch voller Elefanten und Impalas machten wir uns auf den letzten Abschnitt unserer Reise: zurück nach Victoria Falls.
In der Stadt Hwange waren wir erneut schockiert, wie die Sim-Regierung ihre natürlichen Ressourcen verscherbelt und das Geld nur in ein paar wenige priviligierte Taschen fließt. Hier in Hwange, ganz in der Nähe der Nationalparkgrenze, verkaufte die Regierung die Bergbaurechte an die Chinesen und ließ sie das hässlichste und größte Kohlebergwerk von ganz Simbabwe ausgraben. Der Tagebau bedeutet, dass ein großer Teil des Landes gerade von großen Raupen umgegraben wird und schwarzer Kohlenstaub das gesamte Gebiet bedeckt, nicht nur die unmittelbare Umgebung der Mine, sondern vom Wind teilweise bis in den Nationalpark getragen wird. In diesen verschmutzten Gebieten sind keine Tiere zu sehen. Es ist so traurig, dass der Ausverkauf an die Chinesen in so großem Stil erfolgt und nur einigen wenigen ohnehin schon superreichen Menschen zugute kommt. Lithiumminen, Goldminen, Kohleminen, Kupferminen, so viele Schürfrechte wurden an die Chinesen verkauft, und sobald die Reserven erschöpft sind, hinterlassen sie einfach ein klaffendes Loch im Boden und Maschinen, die größtenteils abgenutzt sind und nicht mehr funktionieren. Dazu die gewaltigen Schlaglöcher in der Straße. Ein chinesischer Bergmann erzählte Chris, dass er alte Minen entdeckt hatte, die von deutschen Goldgräbern zurückgelassen worden waren. Er war tief beeindruckt von der Ingenieurskunst, die die Deutschen schon damals an den Tag gelegt hatten.
Auf dem Weg nach Vic Falls sind viele hässliche Minen zu sehen, Schornsteine blasen schwarzen Rauch in die Atmosphäre und man fragt sich, wohin das Simbabwe führen wird. Eine ganz andere Sache, die uns positiv aufgefallen ist, ist, dass heutzutage jede Person, die am Straßenrand unterwegs ist, Kleidung mit Reflektorstreifen zu tragen scheint. Dies ist sicherlich eine Verbesserung gegenüber dem letzten Mal, als wir in Afrika waren und die Menschen gerade Nachts mit der Umgebung zu verschmelzen schienen. Jedenfalls brachte uns Cookie sicher zurück nach Vic Falls und wir checkten wieder in unserer gemütlichen kleinen Nguni Lodge ein.
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