Nach einem typischen Wüstensonnenuntergang und etwas lokaler Musik am Lagerfeuer am Abend zuvor hatten wir eine kurze Nacht auf extrem harten Matratzen im Qizilkum Jurtenlager. In der Folge schmerzten unsere Knochen – oder ist es doch das Alter? Vielleicht sollten wir das nächste Mal doch unsere aufblasbaren Therm-a-Rest-Matratzen mitnehmen?
Wir hatten entschieden, dass es für einen richtigen Wüstenausflug einen ordentlichen Kamelritt bräuchte. Wir bestiegen also unsere Kamele Nr. 12 und 25 (der Kamelführer erklärte uns, dass die Kamele nur Nummern, keine Namen, hatten).
Chris taufte seines Fuchur (es hatte dieselben weißen Haarspitzen auf dem Kopf wie der Drache aus dem Film “Die unendliche Geschichte”), und Esther nannte ihres Vokuhila, da es vorne kurz geschnittenes und hinten langes Haar hatte.
Beide waren ziemlich groß und mitten im Fellwechsel, daher sahen sie etwas struppig aus, wirkten aber gut genährt und zufrieden. Auf ihnen zu sitzen, wenn sie aufstehen oder sich hinlegen, ist eine wackelige Angelegenheit, aber wir haben es gut gemeistert.
Auf ging’s zu unserem Halbtagesausflug zum nahegelegenen Aydarkul-See. In gemächlichem Tempo schunkelten wir mit unserem Kamelführer los, um etwa 12 km durch die wüstenartige, trockene Gegend zu reiten. Es war sehr friedlich und ruhig. Wir sahen eine Reihe von Vögeln, hauptsächlich Insektenfresser, Erdhörnchen, die in der Gegend herumflitzten, eine neugierige Schildkröte, einen ängstlichen Hasen und einige freche Eidechsen.
Als wir am See ankamen, wartete Inom bereits mit unserem Gepäck aus dem Jurtenlager auf uns. Er hatte es vorgezogen mit dem Auto zu fahren satt auf einem Kamel zu reiten. Gemeinsam mit etlichen lokalen Familien machten wir eine Pause in einem Gebäude auf einer Klippe oberhalb des Sees – offenbar der ideale Ort für einen Sonntagsausflug.
Es stellte sich heraus, dass die Einheimischen sonntags gerne ihre gesamte Familie mitnehmen und einen Tisch mit Kochgelegenheit an diesem Aussichtspunkt reservieren. Unser Jurtenlager-Team kochte hier ebenfalls, und so saßen wir oben auf den Klippen, in einer angenehmen Brise, zufrieden und erfreuten uns an unseren köstlichen Salaten und gefüllten Paprika.
Wir schlenderten dann zum Sandstrand hinunter. Zu unserer Überraschung war das Wasser ziemlich warm. Der Aydarkul-See ist ein riesiger Süßwassersee mit leicht erhöhtem Salzanteil, ideal zum Schwimmen und Bootfahren. Da er etwas abseits der üblichen Touristenrouten lag, waren wir im Grunde die einzigen Nicht-Usbeken. Wir machten einen schönen Spaziergang am Strand, bevor wir uns auf den Weg nach Buchara machten.
Chris konnte Inom überzeugen ihn eine Weile fahren zu lassen. Da die Straße kerzengerade und von guter Qualität war, war das einfach. Sobald die Straße schlechter wurde, wollte Inom dann doch lieber selber das Steuer übernehmen.
Ein paar Mal mussten wir um Schildkröten herumfahren, die versuchten, die Straße zu überqueren. Einmal hielten wir an und halfen zwei Schildkröten auf die andere Seite, nachdem wir gesehen hatten, wie ein großes Auto beinahe über eine drübergefahren wäre. Das arme Dinge machte dabei drei Saltos, bevor Chris sie auf die sichere Seite brachte.
Nach einer Weile kamen wir in Nurata City an, ein kurzer Zwischenstop auf dem Weg nach Buchara.
Hier gibt es zwar nicht viel zu sehen, aber wir wollten uns ein wenig die Beine vertreten. Es gibt eine Ruinen einer einst mächtigen Festung, die von Alexander dem Großen erbaut wurde und von der nur noch Lehmmauern übrig sind.
Die andere Sehenswürdigkeit ist die heilige Quelle von Cashma, zu der Pilger kommen, um Behälter mit heiligem Wasser aus der Quelle zu füllen.
Das Wasser ist sehr sauber, und viele heilige Forellen schwimmen darin. Für ein paar Cent kaufen die Menschen leere 5-Liter-Behälter, um so viel heiliges Wasser mit nach Hause zu nehmen, wie sie tragen können. Ein interessanter Anblick.
Unser nächster Zwischenstopp war bei einigen wenig bekannten Felsen, die einige tausend Jahre alte Petroglyphen zeigten, darunter Kamele, Schafe und einige Menschen. Leider ritzen Vandalen aufgrund fehlenden Schutzes in die Felsen hinein, ignorieren oder zerstören dabei sogar die alten Bilder.
Schließlich kamen wir am frühen Abend in Buchara an, einer weiteren dualen Seidenstraßenstadt. Mehr dazu in unserem nächsten Beitrag.
Wir checkten in unser nettes kleines Gästehaus am Rande der Altstadt ein und machten uns auf, einen Abend auf einer Dachterrasse mit wunderschöner Aussicht und einem sehr schönen Sonnenuntergang zu genießen, während wir einen kalten weißen Wein schlürften und einem überraschend guten Quartett lauschten, das usbekische traditionelle Lieder sowie einige bekannte Klassiker spielte.
Wir sind neugierig darauf, mehr zu erkunden, aber es war ein langer Tag, und wir wollten ein wenig Schlaf auf einer angenehmeren – weicheren Matratze nacholen.
Weiter zu Tag 13
1 Comment