Khiva hat so viele erstaunliche Sehenswürdigkeiten zu bieten, dass es sich anfühlt, als würde man durch eine Museumsstadt spazieren, in der sich ein beeindruckendes Gebäude an das nächste reiht. Die Stadt ist für allen rund um die Uhr offen, wer die vielen Gebäude im Inneren besichtigen möchte, muss aber ein 2-Tages-Sammelticket kaufen. Khiva war einst von zwei Mauern geschützt, aber die äußere Mauer ist inzwischen verschwunden. Die inneren Mauern, die das Herz der Stadt schützen, wurden restauriert und ziehen sich in einem beeindruckenden Band um die gesamte Stadt.

Diese Mauer mit ihren Wehrgängen ist gute 15-20 Meter hoch und massiv gebaut. Sie umfasst die Altstadt vollständig. Der Zugang ist nur durch vier Tore möglich, in jeder Himmelsrichtung eines.

Von unserem sehr schönen Hotel aus sind es keine 100 Meter zum Haupttor. Es gibt einen Hauptweg vom westlichsten Tor bis zum östlichen Tor. Er ist mit kleinen Souvenirständen gesäumt, die grösstenteils lokale Kunst- und Handwerksartikel verkaufen.

Die gesamte Stadt ist im Wesentlichen mit Stein gepflastert, Bäume wachsen in speziellen Blumenbeeten und in den Innenhofgärten. Khiva ist äußerst sauber und ordentlich. Wie üblich ist der Palast das zentrale Objekt der alten Stadt und wird Kuhna Ark genannt.

Der Ark beherbergte nicht nur den regierenden Khan (König) mit seinem Thronsaal, seiner privaten Moschee und seinen Empfangsräumen, sondern auch seinen Harem, seine Ställe, Ehrenquartiere für Gäste, Kasernen für seine Wache, die Münze, das Waffenarsenal und ein Gefängnis.

Fast alles ist auf Neuzustand restauriert und zeigt einige schöne blaue Fliesenarbeiten und bemalte Decken. Der Ark hat auch einen hohen Wachturm, von dem aus man die gesamte Stadt in alle Richtungen überblicken kann. Kurz vor Sonnenuntergang bot sich uns ein großartiger Rundumblick.

Über die Stadt verstreut gibt es eine Reihe größerer und kleinerer Medressen, also religiöser Schulen. Die meisten sind jetzt in kleine Museen umgewandelt. Es gibt Museen für alte Kunst, Musikinstrumente, Wissenschaft, Medizin, traditionelle Kleidung, Schmuck und Teppiche.

Wir besuchten ein kleines Teppichgeschäft, in dem drei Frauen jeweils ihren Seidenteppichen knüpften. Es ist jedes Mal aufs neue faszinierend zu sehen, wie viel Handarbeit erforderlich ist, um einen einzigen Seidenteppich herzustellen. Eine Teppichmacherin benötigt etwa ein Jahr, um einen Seidenteppich mit den Maßen 1,20 m x 2 m herzustellen. Dafür muss man dann – je nachdem wie dicht die Knotenzahl pro Quadratzentimeter ist – 6.000 Euro und mehr hinblättern.

atürlich gibt es eine Reihe von Mausoleen, einige größere, einige sehr kleine, die hoch angesehene religiöse Führer ehren, und es ist üblich, dass alle Frauen angemessene Kleidung tragen, einschließlich eines Kopftuchs, und dass Männer ihre Knie und Schultern bedecken und die Schuhe vor der Tür lassen bevor sie die Innenräume des Heiligtums betreten.

Jeder größere Komplex hat hohe Außenmauern und einen hübschen Innenhof, meist mit einem großen Maulbeerbaum, der einen schattigen Platze zum Sitzen und Entspannen bietet.

Die ikonischsten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind jedoch ihre Minarette. Es gibt vier große und eine Reihe kleinerer. Jedes ist an eine Moschee angeschlossen, aber besonders die beiden größten übertreffen ihre Moscheen in ihrer prachtvollen Erscheinung.

Das Kalta Minor Minarett ist kurz und dick. Es ist vollständig mit verschiedenen türkisfarbenen Fliesen und unterschiedlichen Mustern bedeckt. Es ist wirklich ein Anblick, den man gesehen haben muss. Es sieht aus, als hätte jemand geplant, dies zum höchsten Minarett der Welt zu machen, aber nach einem Drittel aufgehört und es nicht vollendet. Genau das ist passiert. Der Herrscher Amin Khan begann 1851 mit dem Bau, starb jedoch 1855, bevor das Minarett vollendet werden konnte. Sein Sohn hatte offenbar kein Interesse den Bau abzuschließen.

Das andere große Minarett ist das der Islom-Hoja-Medresse-Moschee. Es wurde 1910 erbaut. Mit 57 Metern Höhe ist es das höchste Minarett Usbekistans und hat mit seiner eleganten Form ein bisschen etwas von einem Leuchtturm. Hierfür war ein gesondertes Ticket notwenig, was Gnom ein wenig verärgerte, weil es früher offenbar im 2-Tages-Pass eingeschlossen war. Wir erklommen das Minarett über eine ziemlich steile Wendeltreppe (stellenweise sogar auf allen Vieren). Ganz oben wurden wir mit einer grandiose Aussicht belohnt. Islom Hoja selbst war ein wohltätiger Großwesir und gründete auch das erste Krankenhaus in Khiva, direkt neben dem Minarett.

Da Khiva der letzte Stadtstopp unserer Reise ist, konnte Esther nicht widerstehen, einige der Waren zu kaufen, die in der alten Karawanserei angeboten wurden. Wunderschön weiche Seidenschals, elegante Wickelhosen, farbenfrohe Tischläufer – wir hätten viel mehr kaufen können, aber wählten nur einige ausgewählte Stücke aus. Die Preise werden von den Verkäufern meist willkürlich festgelegt weswegen feilschen angesagt ist. Wer den Preis nicht mindestens um die Hälfte drückt kann davon ausgehen, dass er übers Ohr gehauen wurde.

Als wir unsere Beute im Hotel ablegen wollten, sahen wir, wie ein Tandoori Ofen mit trockenen Baumwollzweigen angeheizt wurde. Auf dem Tisch warteten verschiedene Sorten Samsa Teigtaschen darauf ausgebacken zu werden. Zwei Damen hatten drei Sorten vorbereitet, mit Kartoffel-, Kürbis- und Fleischfüllung. Wir sicherten uns unsere Portion frischer Samsas und verschlangen die köstlichen Samsas, nachdem wir unsere Taschen im Hotel abgelegt hatten. Das Mittagessen konnten wir damit ausfallen lassen und stattdessen den zweiten Teil des Tages mit einem Abendessen auf der Dachterrasse abzuschließen, und bei einem leckeren Mahl den Sonnenuntergang beobachten, der Khiva in ein sanftes, warmes Licht tauchte.



Ein schöner Abschluss unserer Stadtführungen durch Usbekistan, die voller Geschichte und einigen Überraschungen waren. Letztlich wurde uns wieder mal bewusst, wie hart das Leben früher gewesen sein muss und wie gesegnet wir sind, in unserer Zeit zu leben.


Für den nächsten Tag steht unser letzter Ausflug an. Ziel sind einigen alten Wüstenfestungen und eine Nacht im Jurtencamp am Rande der Wüste an, bevor es mit Uzbekistan Airways zurück in die Hauptstadt nach Taschkent geht.
Hier geht es zu Tag 16
1 Comment