Unsere Kurzausflug nach Venedig ist schon ein paar Tage her, aber da es einige Nachfragen gab, hier unser Erfahrungsbericht.
Reisen, während eine globale Pandemie wütet? Ist das eine gute Idee? Die Frage haben wir uns im Vorfeld natürlich auch gestellt. Zunächst war die Idee sehr verlockend, sich jetzt an Orte zu begeben, die in den letzten Jahren von Besuchern aus aller Welt überflutet worden sind. Etwa Venedig. Da waren wir seit Jahrzehnten nicht mehr. Zu voll. Zu teuer.
Die entscheidenden Fragen: Könnten wir das Virus einschleppen? Können wir das Virus aufschnappen und nach Hause tragen? Selber waren wir weder krank, noch hatten wir Kontakt zu Menschen, die erkrankt sind. Darüber hinaus waren die Infektionszahlen gerade sehr niedrig. Venedig selbst hatte seine Zahlen ebenfalls sehr weit runtergebracht, darüber hinaus zeigten erste Erfahrungsberichte, dass die Hygiene Konzepte allesamt gut durchdacht sind.
Damit folgt die nächste Frage: Wie hinkommen? Für einen Kurztrip braucht man mit dem Auto relativ lange, obwohl immerhin das Parken rund um Venedig aufgrund der geringen Nachfrage deutlich runter gegangen ist. Der Zug – naja, da war Christian gleich dagegen. Option wäre der Nachtzug gewesen, aber seit seinem Trip mit der Transsibirischen Eisenbahn hat er ein Trauma, was schlafen im Zug betrifft. Rattat-ratatt-rarararattatatataratatratrtatttrattat. Maskenpflicht und Zug, sowie deren Lüftungssystem ist auch so ein Thema. Und besonders günstig war das auch nicht. Also Flug. Air Dolomiti bietet tatsächlich schon wieder zwei Flüge am Tag an. Doch wie fühlt sich Fliegen in Coronazeiten an? Kann man sich maskiert überhaupt erholen?
Fangen wir mit der Fahrt zum Flughafen an. In der S-Bahn ist morgens soziale Distanz Richtung Flughafen schon mal kein Problem. Obwohl der Donnerstag ein normaler Arbeitstag ist sind vielleicht ein Dutzend Menschen im Zug. Es ist ungewöhnlich still. Jeder schein sich an sein Smartphone zu klammern. Checken alle die neuesten Infektionszahlen? Oder doch nur den Facebook/instagram Feed? Auf jeden Fall trägt jeder eine Maske, auch wenn hin und wieder ein Nasenbär seinen Zinken raushängen lässt.
Am Flughafen ist es nicht mehr ganz so gespenstisch wie bei Christians erstem Flug vor zwei Monaten nach Hamburg, dennoch wirkt alles überdimensioniert: Der Innenhof zwischen beiden Terminals, gebaut für Riesen mit großem Platzbedarf. Im Terminal 2 sind noch immer fast alle Geschäfte geschlossen. Die An- und Abflugtafel hat sich inzwischen wieder gefüllt, allerdings auch nur, weil bereits Flüge für den nächsten Tag angezeigt werden.
Das Bodenpersonal sitzt geschützt hinter Plexiglasscheiben, nur die Kommunikation ist nicht immer ganz einfach – im Terminal herrscht Maskenpflicht, dazu die Plexiglasscheibe: da müssen wir laut und deutlich sprechen um uns verständlich zu machen. Keine Schlange, alle Zeit der Welt: Die Befürchtung, dass die Abwicklung länger als sonst dauern würde hat sich bislang nicht erfüllt.
Das gleiche Bild beim Security Check. Wir stehen zu viert an, ein Pärchen hinter uns wird vom Personal ermahnt Abstand zu uns zu halten. Wir schmunzeln bei dem Gedanken, dass die beiden im Flugzeug vielleicht direkt neben uns sitzen werden. Die Kontrolle geht Ruck-Zuck, diesmal entfällt auch der obligatorische „EGIS-Test“ für Christian’s Equipment. Normalerweise macht der Münchner Flughafen immer eine Wischprobe am Foto und Videoequipment, auf der Suche nach Spuren von Sprengstoffen. Also Vorsicht bei Herztabletten die Nitroglyzerin enthalten…
Im Gegensatz zu den Geschäften ist die Lufthansa Lounge wieder geöffnet. Es gibt abgepackte belegte Brote, Obst, abgepackte Kekse, Twix und Mars. Der Kaffee wird von einem Mitarbeiter bereitet und den Gästen überreicht.
Nach einer kurzen Busfahrt boarden wir pünktlich unsere Air Dolomiti Maschine nach Venedig. Alle tragen bislang vorbildlich ihre Masken, von den Stewardessen gibt es statt Schokoherzen jetzt Desinfektionstücher. Der Flieger ist entgegen unserer Erwartung nur halbvoll. Dennoch stellen wir unsere Luftdüsen so ein, dass wir einen Luftvorhang entstehen lassen, so wie es die Experten raten um die Gefahr einer möglichen Ansteckung zu minimieren.
Man könnte sich auf der einen Seite einreden, die Stimmung sei gedrückt. Auf der anderen Seite macht reden mit Mundschutz auch nicht wirklich Spaß. Auf jeden Fall ist der Flug nach 50 Minuten vorbei und wir sind in Venedig! Übrigens springen nicht alle wie sonst auf, statt dessen stehen die Passagiere der Reihe nach auf von vorne nach hinten und verlassen gesittet das Flugzeug. Ich bin begeistert. Warum geht das nicht immer so? [Fortsetzung Ankunft in Venedig]